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Die Verteilung der Rollen und die Rolle der Familie
Von der Aufklärung zur Stagnation
Die Rolle der Familie und die Rolle der Geschlechter darin war um den Jahrhundertwechsel herum eine sehr klassische, wie man sie aus Filmen, Serien und Büchern aus der Zeit kennt. Trotzdem gab es vor allem in den verschiedenen Schichten Unterschiede. Der gravierendste ist wohl, dass sowohl in der Unterschicht, als auch in Teilen der Mittelschicht die gesamte Familie berufstätig sein konnte, während in der Oberschicht - wenn überhaupt - der Mann bzw. der Vater Geldverdiener war. Die Rolle der Frau in der Oberschicht war es, den Haushalt zu delegieren und zu verwalten, sanftmütig und geduldig und ihrem Mann in allen Dingen unterwürfig zu sein. Ihr oberstes und einziges Ziel sollte es sein eine gute Ehefrau und Mutter zu werden, während die eigentliche Erziehung der Kinder oftmals Kindermädchen und Gouvernanten überlassen wurde.
Diesen Luxus konnten sich Frauen in den untereren Schichten nicht leisten. Oftmals mussten sie Arbeitsplätze antreten, bei denen sie eines oder mehrere Kinder mitnehmen konnten, die ihnen nicht selten auch bei der Arbeit halfen. War dies nicht möglich, gaben sie ihre Kinder an eine Nachbarin ab oder suchten sich andere Möglichkeiten ihre Kinder unterzubringen. Trotz ihrer Arbeit, mussten auch Frauen in der Unterschicht ihren Haushalt führen und für die Erziehung der Kinder sorgen. Die Männer nahmen oft Arbeit an, bei der sie erst spätnachts oder nach einigen Tagen zurückkehrten und erwarteten ebenso wie die Männer der anderen Schichten strikten Gehorsam von der ganzen Familie. Die Ehefrauen der Mittelschicht mussten sehr oft nicht arbeiten und hatten zumindest ein Hausmädchen, das ihnen bei der Arbeit im Haushalt und oft auch bei der Erziehung der Kinder half. Die Mittelschicht war geprägt von Kaufleuten, Handwerkern und Beamten, die geregelte Arbeitszeiten besaßen und dem Ideal der liebevollen Familie nachstrebten. Erst seit der Aufklärung hatte sich das Bild von Kindern gewandelt - gerade mit dem vermehrten Schulbesuch und der auf sie zugeschnittenen Pädagogik galt die Kindheit als eigener Lebensabschnitt. Zuvor hatte man Kinder wie kleine, unvollkommene Erwachsene behandelt, die einfach gesagt, noch nicht "fertig" waren. Große Unterschiede bestanden auch zwischen allein stehenden Frauen und Männern. Zwar durften allein stehende Frauen die Geschäfte ihres Mannes nach seinem Tod weiterführen, die Rolle als Witwe in der Gesellschaft war jedoch nach wie vor keine leichte. Eine schnelle, erneute Heirat wurde erwartet, um ihr ihr Lebensziel, das der Ehefrau und Mutter, wiederzugeben. Auch von allein stehenden Männern wurde in der Regel erwartet, dass sie neu heirateten, allerdings aus Bequemlichkeitsgründen. Kaum ein Mann wusste, wie er einen Haushalt zu führen hatte. |
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